Leutkirch: Frauenkloster
Das südöstliche, höher gelegene Viertel der Altstadt Leutkirchs erhält sein Gepräge durch verschiedene kirchliche Gebäude. Voran die katholische Stadtpfarrkirche St. Martin, der Leutkirch Ursprung, Namen und Wappen verdankt. Gleich neben ihrem Chor steht der langgestreckte, um 1690 erstellte Dreiflügelbau des ehemaligen Frauenklosters. Altenwohnungen sind heute darin untergebracht.
Geschichte
Eine Chronik, ab
1630 von den Schwestern verfasst, erzählt seine Geschichte. Aber – zum
Leidwesen der Archivare – weiß man nicht immer, was Geschichte ist und wo die
Legende anfängt. Sicher ist, dass spätestens um 1280 – also ehe
Leutkirch Stadtrecht bekam (1293) – fromme Frauen begonnen haben, einen Konvent
nach der Augustinerregel zu bilden. Um 1347/49 sind alle Schwestern der Pest zum
Opfer gefallen. Das Kloster stand lange Zeit leer. Erst zwischen 1460 und 1470
erfolgte eine Neubelebung durch Franziskanerinnen. 1503 kommt es zur Erneuerung
des Klostergebäudes, zehn Klosterfrauen bildeten damals den Konvent. Beim Neubau
der St. Martinskirche (1514-1519) wurde vom ersten Stock des Klosters ein
Verbindungsgang zum Chorbereich der Kirche geschaffen und eigens für die
Schwestern über der Sakristei ein Oratorium eingerichtet. Problematisch wurde
die Lage der Klosterfrauen in der Reformation. In Leutkirch hatte sich die neue
Lehre 1546 durchgesetzt. Es galt, sich fortan mit der evangelischen Obrigkeit zu arrangieren.
Das gelang einigermaßen, das Kloster entwickelte sich, der Konvent wuchs bis
zum Ende des 17. Jahrhunderts auf 20 Nonnen an. 1618 konnten die Gebäude
erneuert und vergrößert, im baufreudigen Barock sogar ein völliger Neubau (1689-1694)
erstellt werden, ausgeführt vom Bregenzer Wälder Baumeister Franz Beer. 1803
verlor Leutkirch seine Reichsunmittelbarkeit und wurde bayerisch. Das Kloster wurde
aufgelöst. Die Schwestern lebten noch als geistliche Gemeinschaft bis 1812 in
dem Gebäude.
Baugeschichte
Gänzlicher Neubau von 1689: Dreigeschossig mit beiderseits hervortretenden
Seitenflügeln. Im Innern einfache Stuckrahmen des 18. Jahrhunderts mit
Initialen, Heilgennamen und bildlichen Darstellungen in den Decken der schmalen
Gänge. Bemerkenswert das Refektorium mit Kreuzgratgewölben, darin ein bemalter
Schrank aus dem 17. Jahrhundert sowie die Figur eines Jesuskindes (beides um
1990 eingefügt). Das Jesuskind soll an das im Kloster vielverehrte, auch in der
Chronik erwähnte „Haushalterle“ erinnern.
Nähere Informationen unter www.kloester-bw.de
Kontakt:
Touristinfo Leutkirch
Marktstraße 32
88299 Leutkirch
Tel.: 07561/87154
touristinfo@leutkirch.de
www.leutkirch.de
Literatur:
Arthur Angst: Das ehemalige Frauenkloster in Leutkirch. Leutkirch 1989
Emil Hösch: Chronik der Leutkircher Klosterfrauen. Leutkirch 2001
(Vollständiger von E. Hösch bearbeiteter Text)