Erzberger, Matthias und „Versailles“

Matthias Erzbergers Rolle bei der Annahme des Friedensvertrages von Versailles 1919

Matthias Erzberger

Was ist wahr in diesbezüglichen Fake News?

Die immer wieder verbreitete Fehlinformation, der schwäbische Zentrumsabgeordnete des ehemaligen Reichstagswahlkreises Biberach – Waldsee – Leutkirch – Wangen Matthias Erzberger habe den ungeliebten Versailler Vertrag von 1919 unterschrieben, enthält insofern auch ein Stück Wahrheit, als Erzberger trotz eigener schwerer Bedenken die Vertragsunterzeichnung nachdrücklich befürwortet und damit entscheidend zur Annahme des umstrittenen Friedens beigetragen hat.

Welche Gründe er dafür hatte, warum er in der Unterzeichnung das kleinere Übel sah und welche Rolle er im turbulent-konfliktreichen Entscheidungsprozess zur Annahme des Friedensvertrags spielte, darüber gibt der folgende Beitrag von Alfons Siegel detailliert Auskunft.

Unbestritten ist, dass Matthias Erzberger nicht erst damit, sondern schon mit seiner Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages von Compiègne maßgebliche Beiträge zur Beendigung des Ersten Weltkrieges geleistet hat - unter Inkaufnahme schlimmster Anfeindungen gegen seine Person, die wesentlich zum Klima beitrugen, das am 26. August 1921 zu seiner Ermordung durch Rechtsterroristen führte – ein Ereignis, das sich 2021 zum 100. Male jährt.

Ein Beitrag von Dr. Alfons Siegel

Der Autor, Dr. phil. Alfons Siegel, ist Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Er promovierte an der Universität Augsburg über „Ideen zur Friedensgestaltung am Ende des Ersten Weltkrieges und des Ost-West-Konfliktes“ - so der Haupttitel seiner 2003 veröffentlichten Dissertation - am Beispiel der Entwicklungen und Konzepte von Matthias Erzberger und Dieter Senghaas. Im Erzberger-Teil dieses Buches beleuchtet der Autor vor allem den friedenspolitischen Gesinnungswandel Erzbergers vom Annexionisten und Befürworter rücksichtsloser Kriegführung zum Verständigungspolitiker. 2018 publizierte Siegel unter dem Titel „Erzbergers Lehren für den Weltfrieden. Völkerbund, Solidarismus und die Zukunft der UNO“ eine gegenwartsorientierte Analyse von Erzbergers Buch aus dem Jahr 1918 zur damals anvisierten ersten Weltorganisation und damit erhofftem dauerhaften Frieden.


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