PROJEKT: Bier in Oberschwaben
Interdisziplinäre Aspekte eines kulturgeschichtlichen Phänomens
Bier steht für Gemütlichkeit und Geselligkeit, aber auch für Stammtisch-Gerede, Rausch und Gewalt. Brauereien gehörten bis vor wenigen Jahrzehnten zu jedem größeren Ort in Oberschwaben und präg(t)en Landschaft und Landwirtschaft. Neuerdings verknüpfen sich Bier und Bierzelt mit einer Art popkultureller Bajuwarisierung, während eine boomende Kleinbrauerszene ganz dem Trend zum Öko-Regionalismus entgegenkommt. Kein Zweifel: Bier ist ein kulturgeschichtliches Phänomen, dessen Beleuchtung aus unterschiedlichen Disziplinen auch tiefe Einblicke in die Region Oberschwaben gewährt.
Das Projekt "Bier in Oberschwaben" geht dem Geheimnis der Bedeutung von Bier für eine Region auf den Grund und veranstaltete im März 2018 eine dreitägige, interdisziplinäre Tagung in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Regionalität und Schulgeschichte, PH Weingarten. Aus den Vorträgen der Tagung sind wissenschaftliche Beiträge entstanden, die Sie hier (s.u.) im Oberschwaben-Portal entdecken können.
Bier ist mehr als ein Getränk
Es stillt nicht nur den Durst, es regt ihn auch an: Bier steht für Gemütlichkeit, demokratische Geselligkeit und offene Diskussionen, aber auch für Stammtisch-Gerede, Rausch und Gewalt. Getreide und Hopfen für die Herstellung prägten und prägen noch immer Landschaft und Landwirtschaft in Oberschwaben; Brauereien waren auch hier fester Bestandteil klösterlicher und adliger Gutswirtschaften, und an größeren Orten fanden sich noch vor einem Jahrhundert zahlreiche Braubetriebe mit eigenem Ausschank.
Neuerdings verknüpfen sich Bier und Bierzelt landauf, landab mit einer Art popkultureller Bajuwarisierung, andererseits aber kommt eine boomende Kleinbrauerszene ganz dem Trend zum Öko-Regionalismus entgegen. Kein Zweifel: Bier ist ein kulturgeschichtliches Phänomen, dessen Beleuchtung aus unterschiedlichen Disziplinen, von der Geographie über die Biologie bis zur Geschichte und Kulturwissenschaft, auch tiefe Einblicke in die Region Oberschwaben gewährt.
Zentrum für Regionalität und Schulgeschichte (ZeReS)
Das interdisziplinäre Zentrum für Regionalität und Schulgeschichte (ZeReS) der Pädagogischen Hochschule Weingarten widmet sich dem Thema in Kooperation mit dem Fachbereich Geschichte an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Das Zentrum für Regionalität und Schulgeschichte (ZeReS) wurde im Jahr 2006 als Forschungsverbund an der Pädagogischen Hochschule Weingarten eingerichtet und besteht aus 16 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Zahlreiche der an der Pädagogischen Hochschule vertretenen Disziplinen sind in diesem Forschungszentrum repräsentiert. Die Ziele des ZeReS sind:
• Die fächerübergreifende Erforschung der Region Oberschwaben als Kultur- und Naturraum im weitesten Sinne. Die vergleichende Regionalforschung und die Untersuchung des Phänomens "Regionalität".
• Die Entwicklung eines Dienstleistungsangebotes für Schulen, Verwaltung, Tourismus und alle interessierten Einrichtungen
• Die Kooperation mit Personen und Institutionen in Oberschwaben und benachbarten Regionen
• Die Wirkung als regionales Kompetenzzentrum in die Region hinein
Dazu betreibt das ZeReS eigene Forschungsprojekte, veranstaltet Symposien und Vortragsreihen und beteiligt sich an Vorhaben anderer Einrichtungen.
Themen auf einen Blick
Hopfenanbau global und regional
Prof. Dr. Yvonne Krautter (Geographie)
Droge Alkohol - Das Spannungsfeld von jugendkultureller Prägung und Problemverhalten
Dr. Thomas Wiedenhorn (Erziehungswissenschaft)
Tracht oder Dirndl obligat - Kleidung in der Bier-Eventkultur
Prof. Dr. Marieluise Kliegel (Alltagskultur und Gesundheit)
Brauereien in der Gutswirtschaft des oberschwäbischen Adels
Prof. Dr. Dietmar Schiersner (Geschichte, Mittelalter und Frühe Neuzeit)
„Männer trinken Bier.“ - Bier und Männlichkeitsvorstellungen
Prof. Dr. Waldemar Grosch (Zeitgeschichte)
„Kampf dem Bier!“ - Die Alkoholfrage in der Schule des 19. und 20. Jahrhunderts
Prof. em. Dr. Erich Müller-Gaebele (Erziehungswissenschaft)
Der Ackerbau, das Bier und die Folgen - Vom freien Nomadenleben in die Sesshaftigkeit
Prof. em. Dr. Josef H. Reichholf (Ökologe und Evolutionsforscher, München)
Großkonzerne und Kleinstbrauereien - Globale Perspektiven und regionale Trends
Dr. Andreas Sommer (Geschichtsdidaktik)
„Bierinformationssystem BIS“ - Oberschwaben als Brauereilandschaft erfahrbar machen
Simon Scholl, Markus Alle, Prof. Dr. Andreas Schwab (Geographie)
Konvent – Ein neues Bier kommt klassisch daher: Zwei Jungbrauer berichten über die Wiederbelebung des Weingartner Klosterbräu
Martin Hipp & Andreas Kunzemann (Altdorfer Klosterbrauerei, Weingarten)